Passauer Neue Presse Feuilleton / 1. März 2015
Kinder, das waren Zeiten früher: Der Weltschmerz wurde in Schreibmaschinen gehackt, die Musik der Sehnsucht kam von der kreisenden Langspielplatte und ging man ins Konzert, standen grundsolide Anzugträger auf der Bühne. Gibt’s nicht mehr? Von wegen. Beim Ensemble „Mario Rom’s Interzone“ pflegen drei viel zu junge Österreicher zwischen Anfang zwanzig und dreißig am Freitagabend im Café Museum den antiquierten Kult: dreimal beiger Anzug, dreimal dunkler Bart, die LP thront auf dem Flügel.
Ebenso aus der Zeit gefallen wie ihre Inszenierung ist das Spiel der kauzigen Typen: „Everything is permitted“ heißt ihr neues Album mit Eigenkompositionen – alles ist erlaubt und jede stilistische Grenzziehung per se absurd. Funkige Improvisationsteile gesellen sich zu melodischer Weltmusik, klassischer Jazz trifft auf Be-Bop und Avantgarde und was letztlich zählt, ist das lässig groovende und elektrisierend starke Zusammenspiel der Musiker an Trompete (Mario Rom), Bass (Lukas Kranzelbinder) und Schlagzeug (Herbert Pirker), das traumwandlerisch durch die Welten tapst, sinnlich schwirrend die Herzen öffnet und abrupt Gas gibt, um vielfarbig und mit powernder Akrobatik mal eben die nächste Erwartungsschranke zu überspringen. Klingende Seele und schweigende Eminenz in einem ist „der Boss“ Mario Rom an der Trompete: ein lakonischer Erzähler mit wärmendem Ton, lyrisch singend und zärtlich hauchend. Seine Kollegen steuern den Schmäh dazu bei, lassen ihren Charme betont ungelenk und launig um die Ecke kommen und sorgen für Glücksgefühl auf der Bühne wie im Publikum.