Wie Hansi Hinterseer und das Tiroler Echo Glückseligkeit in der Dreiländerhalle verbreiten
Passauer Neue Presse Feuilleton / 6. Februar 2012
Das echte Leben mit seinen Grauschattierungen und Unwägbarkeiten? Unerwünscht. Zumindest für diese zweieinhalb Stunden am Samstagabend in der Dreiländerhalle, in denen Hansi Hinterseer die Bühne zum Glänzen bringt. 1500 Leute wollen ihr Idol erleben, sie wollen mitschunkeln und mittanzen, frei nach Hinterseers Credo „Schau nach vorn, denn alles wird gut. Und was will Hansi Hinterseer zusammen mit dem Tiroler Echo? Erstens „dass’ds a Gaudi habt’s mit meine Liada“. Zweitens „Miteinanda a guade Zeit“. Und drittens: Einen richtig „bärigen Abend“ natürlich.
Freilich, man ahnt von Anfang an, dass der Schein mitunter ein bisschen trügt: Dass sich hier unter Sänger und Band ordentlich Playback mischt und sich der Körpereinsatz der Musiker dementsprechend in Grenzen hält. Dass der Flügel nur zur Zierde auf der Bühne steht und dahinter ein Keyboard bespielt wird. Dass kaum eines der eingeblendeten grell leuchtenden Naturidyll-Bilder ohne Photoshop entstanden sein kann. Und dass hier schlussendlich eine zementfeste Show abläuft, in der jede Pointe und jeder scheinbar spontane Fingerzeig zielsicherer Planung entspringt.
Und doch: Der Hinterseer-Mythos funktioniert. Vom ersten Takt an klatscht die gesamte Dreiländerhalle, die treuesten Fans haben die Lieder schon auf den Lippen, bevor Hansi Hinterseer selbst daran denkt zu singen und spätestens nachdem „Unser Hansi“ ein Bad in der Menge genommen hat, hält es die ersten nicht mehr auf den Sitzen. Wenig später wiegen sich vorm Podest die Pärchen zur „echt bärigen Polka“ im Zweivierteltakt und auf der Bühne greift sich Hinterseer ans Herz und ruft in die Masse: „Lasst es eini dort, einfach eini dort“. Und tatsächlich: Er scheint das Herz seiner Zuhörer zu erreichen. Während sich auf den Riesenleinwänden die Blumenfelder im Wind wiegen, ein Sonnenuntergang den nächsten jagt und ein Berggipfel glitzernder erstrahlt als der andere, nimmt im Parkett der Sohn seinen gebrechlichen Vater an die Hand und dreht sich mit ihm selig lächelnd im Kreise. Während Hansi zum Liedtext „Schifoan, des is a Hit und der Hansi, der foat mit“ im Video über die Piste wedelt und dazwischen einen Gamsbock krault, hebt im Publikum eine Mutter ihre behinderte Tochter aus dem Rollstuhl auf den Schoß und wippt begeistert mit.
„Der Hansi, des isch a echta Sunnyboy“ verkündet der Leiter des 6-köpfigen Tiroler Echos, Luis Plattner mit kantiger Stimme durchs Mikro und vielleicht ist es ja wirklich diese Mischung aus Skifahrer-Legende, Naturbursche und Gentleman, die Hinterseers Charme ausmacht. Nie scheint sein strahlendes Lächeln zu versiegen, nie scheinen seine Haare zu ergrauen. Eingängig und simpel vor sich hin stampfend sind die Schlagermelodien, mindestens so schlicht die Texte: „Heiße Sonne, schöne Mädchen, das ist die Mischung, die Männern gefällt“, heißt es da, oder „Lederhosen, Dirndl, Hände auf den Po. Ja so tanzen wir“.
Seine Passauer Fans hat Hansi Hinterseer auf jeden Fall glücklich gemacht. „Zickezacke Zickezacke hoi hoi hoi“ tobt es in der Halle und bei der Zugabe „Baby Baby tanzen tanzen“ ist kein Halten mehr. „Pfiat eich und bleibt’s gsund“ wünscht Hansi zum Abschied und vom Merchandising-Stand winkt ein kleiner Teddybär mit dem Aufdruck „I love Hansi“.
Kaufpreis: 15 Euro. Willkommen zurück im echten Leben.