Georg Ringsgwandl zeigt „Mehr Glanz“ in der Passauer Redoute
Passauer Neue Presse Feuilleton / 3. Februar 2014
Im Dschungel der bayerischen Liedermacherszene ist er der wilde Paradiesvogel. Schillernd ist sein Gefieder, eigenwillig sein Flug, das Vogelhäuschen meidet er ebenso wie den großen Schwarm. Umso weiter reicht sein Blick, umso freier schwingen die Flügel und wenn Georg Ringsgwandl am Samstagabend in der Redoute in großen Kreisen auf die Bühne segelt und in seinem aktuellen Programm „Mehr Glanz“ verspricht, liegt ihm das Passauer Publikum bereits johlend zu Füßen.
Ringsgwandl ist Kultfigur, coole Sau, hypersensibler Wahnsinniger und bitterböser Freigeist in einem; nie ist seine Landung vorhersehbar, nie seine Flughöhe zu unterschätzen, stattdessen kann mit allem gerechnet werden, nur nicht mit Gefälligkeit. Als clownesker Hofnarr seziert er die Zeichen des Irrsinns unserer Zeit, die „Vorstände mit nur einer Hirnhälfte“, die „Serienzuchterl mit mentalem Trachtenhut“ oder das silikonverseuchte Showgeschäft. Er warnt vor dem „emotionalen Wärmetod“ in der Zukunft der Großen Koalition und vor der „Totenstille im Behördenlabyrinth“, diabolisch ist sein Grinsen, seine Hüften kreisen, die Hände umflattern das Mikro, der Bauch liegt frei. Ihre ganze unbändige und bunt fordernde Kraft entfalten die schnörkellosen Texte samt abstrus-verschrobener Sprachschärfe über das Sein im Schein schließlich mit der Musik. Begleitet von einer sensationell kreativ aufspielenden Band (Daniel Stelter – Gitarre, Christian Diener – Bass, Mario Garruccio – Drums) funkt, rockt und säuselt Ringsgwandl, er zirbt, kräht und kreischt und lässt dabei so manche Federn. Am Ende ein Kniefall, ein Bodenkuss, der Saal tobt, dann hebt er wieder ab. Ein Paradiesvogel auf Höhenflug.